AML KCY

Seit mehreren Jahren beschäftige ich mich nun aus der Sicht eines Wirtschaftsprüfers und Steuerberaters mit dem Thema Blockchain und Kryptowährungen. Ich sehe in den Kryptowährungen eine vielversprechende Zukunft für die Finanzdienstleistungsbranche und den globalen Zahlungsverkehr. Aber ich sehe auch die Risiken, die vor allem jetzt in der Frühphase mit den Kryptowährungen (Bitcoins usw.) verbunden sind. Aus Sicht eines Wirtschaftstreuhänders meine ich mit den Risiken vor allem die mit den Gebrauch der digitalen Zahlungssystemen verbundenen rechtlichen Risiken und bilanztechnischen Herausforderungen. Ich habe viel Zeit in das Verständnis der Kryptowährungen investiert und mit weltweit führenden Experten Gespräche und Erfahrungsaustausch betrieben. (Als Resultat daraus ist vor ein paar Monaten nun auch mein Buch erschienen, in dem ich versucht habe, die Blockchain meinen Berufskollegen, Rechtsanwälten und anderen Einsteigern zu vermitteln. Hier der Link dazu auf dem Amazon Webshop.)

Derzeit bin ich in einigen interessanten Projekten als diesbezügliche Beraterin tätig und die immer wiederkehrende Frage ist jene nach der Compliance dieser neuen kryptografischen Zahlungssysteme. Einer meiner Klienten ist die börsennotierte kanadische BitRush Corp, die von Werner Boehm gemeinsam mit internationalen Partnern gegründet wurde. Die BitRush hat u.a. ein kryptografischen Zahlungsverkehrssystem entwickelt, das sich zuletzt im Hinblick auf die Anzahl der Transaktionen sehr erfolgreich entwickelt hat. BitRush hatte viele Interessenten aus diversesten Branchen, die dieses Zahlungsverkehrssystem nutzen wollten.

Ich bekam von BitRush den Auftrag, die jeweiligen potenziellen Partner im Hinblick auf Compliance Gesichtspunkte zu prüfen, da sich BitRush um eine E-Money-Lizenz in London bewerben wollte und damit auch jeden Anschein einer Verletzungen im Bereich KYC/AML verhindern wollte. Im Zuge dieser Compliance-Prüfung der potenziellen Geschäftspartner hatte ich einige Aha-Erlebnisse und kam dabei auch in einigen Fällen zur Ansicht, dass der jeweilige Partner eben nicht KYC/AML-Compliant ist. Als ich das Management darauf aufmerksam gemacht habe, kam es zu interessanten Reaktionen und es entwickelte sich daraus ein veritabler Streit unter den Gründern und dem Management über die Ausrichtung des Unternehmens. Dazu gibt es heute einen Presseartikel , lanciert von den Verfechtern der Nutzung des Zahlungssystems auch für fragwürdige Praktiken. Interessanterweise sind es in diesem Fall vor allem die technik-affinen Partner und Manager, die unbedingt auf das Thema “kein Problem mit fragwürdiger Mittelherkunft” setzen wollen.

Die Kernfrage war und ist dabei – wie weit geht ein Blockchain Startup in den Graubereich und riskiert damit aufsichtsrechtliche Konsequenzen. Ich bin in diesen teilweise emotional geführten eine Art Schiedsrichter, weil letztlich die Hinweise auf Compliance-Probleme von mir aufgebracht wurden und sogar zu einem CTO der Börse für die BRH-Aktien geführt haben. Sie können sich vorstellen, dass diese Diskussion in der BitRush auch für mich sehr spannend und anstrengend ist.

Letztlich denke ich aber, dass solche Diskussionen und Auseinandersetzungen dem jungen Blockchain-Markt sehr gut tun. Solche, vielleicht für die Betroffenen schmerzhaften, Diskussionen unterstützen die Weiterentwicklung von aufsichtsrechtlichen und prüfungstechnischen Standards. Mich erinnert das sehr stark an die New Economy, als sich die Wirtschaftsprüfer plötzlich mit der Bewertung von Internet-Unternehmen und Internet-Software auseinanderzusetzen hatten. Damals wie heute haben dafür noch keine akzeptierten Standards existiert aber heute haben wir die Erfahrung wie sehr innovative Technologien den Gesetzgeber und Wirtschaftsprüfer fordern. Und wir als Wirtschaftsprüfer müssen diese Erfahrungen einbringen, um Startups und Gesetzgeber auf dieser Reise zu unterstützen.

Genau deswegen haben wir u.a. die FinTech Academy gegründet und bieten im Bereich der FinTech Startups die Expertise rund um Blockchain, Kryptowährungen und Compliance an. Die Diskussionen um BitRush müsste man fast erfinden, wenn sie nicht da wären, um dieses Spannungsfeld rund um FinTech Startups exemplarisch aufzuzeigen.